Prof. Dr.med. Karl-Michael Derwahl Internist - Endokrinologe - Diabetologe -
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Wissenswertes rund um unsere Praxis

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DIE GROSSE ERSCHÖPFUNG - NEUE WEGE GEHEN!

 

Es waren meine Patienten, die mich dazu motivierten, diesen Beitrag zu schreiben. Auf die Frage nach ihren aktuellen Beschwerden schrieb jeder Dritte in den Anamnesebogen das Wort Erschöpfung und häufig zusätzlich noch Depressionen und Angst. Erschöpfung – die neue Volkskrankheit? Business –Frauen, Manager, Frauen in den Wechseljahren, Silver Ager, Männer in den besten Jahren, ja sogar Berufseinsteiger, Schüler und Studenten – nahezu jede Alters- und Berufsgruppe klagt über chronischen Stress und Erschöpfung. Schon in den Wartezimmern von Kinderärzten sammeln sich Mütter mit ihren erschöpften und gestressten Kindern. Und die große Erschöpfung scheint immer mehr zuzunehmen. Warum nur?

 

Erschöpfung als Symptom oder Zustand hat vielfältige Gründe und Ursachen. Körperliche Erkrankungen, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Krebserkrankungen und häufig erst spät erkannte Hormonstörungen können zu Erschöpfungszuständen führen. Angstzustände und Depressionen führen nicht selten zu chronischer Erschöpfung.

 

In der Arbeitswelt führt, besonders bei älteren Arbeitnehmern, der zunehmende Zeitdruck, die Digitalisierung von Arbeitsprozessen, die Rationalisierung und Einsparung von Ressourcen zu Ängsten, Versagenszuständen und Erschöpfung. Mit dem Alter nachlassende Kräfte und begleitende Erkrankungen verstärken die Erschöpfung. Als Folge einer chronischen Überbelastung und Erschöpfung entwickeln viele Menschen häufige Infekte und andere Erkrankungen, die dann ihre Arbeitsfähigkeit in Frage stellt oder sie sogar zur Aufgabe ihrer Arbeit zwingen.

Aber auch jüngere können ein Burn-out-Syndrom, Angstzustände, Schlafstörungen, Panikattacken und eine chronische Erschöpfung entwickeln und eine Auszeit brauchen. Schon Schüler leiden unter Schlafstörungen, Angstzuständen und Depressionen, wenn sie den Ansprüchen in der Schule oder den zu hohen Erwartungen ihrer Eltern nicht mehr gerecht werden.

 

Die Ursachen für die Zunahme von Erschöpfung und Versagen sind vielfältig. Aber nicht nur die zunehmende Belastung in Schule, Ausbildung und Beruf, sondern auch die Hektik des Alltags verstärkt diesen Prozess. Einen wesentlichen Einfluss hat dabei auch die Berieselung durch Medien, die scheinbar aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken sind. Ständig werden wir online mit Informationen überschüttet. Tag für Tag erfahren wir von Katastrophen, Kriegen und unvorstellbarem Leid. Das führt zu Anspannungen, Unruhe und Angst. 

Unter dem (scheinbar positiven) Anspruch umfassender permanenter Information und Aufklärung werden wir ständig in Rundfunk und Fernsehen, im Internet, über Smartphone-Apps, Computer und Tablets in Sondersendungen, Live-Tickern, Breaking News, Magazinen und Talk-Shows mit oft bedrohlich wirkenden Informationen und letzten News überschüttet. Dadurch werden eine ständige Spannung und Anspannung erzeugt, der sich der Einzelne nur schwer entziehen kann. Mit den Methoden der Werbepsychologie werden wir durch Sensationsmeldungen und Falschmeldungen neben nicht immer fundierten Informationen von den diversen Medien abhängig gemacht.

 

Aber es ist nicht nur diese Makro-Welt, die in unseren persönlichen Kosmos eindringt! Auch wir selbst sind vernetzt. Wir chatten über WhatsApp (oder die Datenschutz-Bewussten über Threema, Signal und Co), checken unsere Mails, posten bei Facebook oder unsere Bilder bei Instagram. Ein Tag ohne Chat scheint für viele undenkbar; Funklöcher sind eine Katastrophe. Mehrere Stunden am Tag sind wir in sozialen Medien, Chatrooms und im Internet unterwegs, jüngere Menschen am häufigsten. Wer nicht online ist, scheint verloren. Ist nicht mehr existent, abgehängt. Die negativen Auswirkungen der ständigen Online-Präsens auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit wurden in zahlreichen Studien analysiert.

 

Die moderne Medizin hat in den letzten Jahren große Fortschritte in der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und auch Infektionserkrankungen gemacht. Seit langem wissen wir, dass ein gesunder Life-Style zu unserem Wohlbefinden wesentlich beiträgt, als optimale Prävention für viele Erkrankungen wesentlich ist und sogar zu einem längeren Leben in Gesundheit beiträgt. Die Auswirkungen unserer ständigen Medienpräsens und die Überflutung unserer Gehirne mit überwiegend negativen Informationen und Eindrücken scheinen wir aber weitgehend zu ignorieren. Machen wir nicht unsere Bemühungen um einen guten Life-Style und damit einer Prävention körperlicher und seelischer Erkrankungen zunichte, wenn wir unsere Gehirne ständig online überfluten und wir uns sklavisch online vernetzen und vernetzen lassen?

Im ersten Kapitel dieses Buchs werden die körperlichen und psychischen Erkrankungen sowie der Einfluss von Digitalisierung und Medienüberflutung auf die Entwicklung einer Erschöpfung und von Erschöpfungssyndromen behandelt.

 

Wege aus den häufigen Erschöpfungszuständen werden im zweiten Kapitel des Buches aufgezeigt. Wir müssen unser Leben ändern. Mehr Achtsamkeit, Entschleunigung und vor allem positive Denken führen uns aus der Erschöpfung. Wichtig ist es dabei auch, unsere soziale und emotionale Kompetenz zu trainieren und unsere Resilienz zu stärken. Eine wichtige Etappe auf diesem oft mühsamen Weg ist ein gesunder Life-Style. Eine gesunde Ernährung, (mehr) Bewegung und Sport und ein gesunder Schlaf machen uns nicht nur körperlich fit, sondern sind auch wichtig für unsere seelische Verfassung. Sie helfen uns, Stress zu bewältigen und sind auch wichtig in der Überwindung von Angst und Depression.

 

In unserem Leben durchlaufen wir viele, individuell sehr unterschiedlich belastende Krise, die zu einer Erschöpfung führen, unsere Erschöpfung verstärken oder sogar zu einem Zusammenbruch führen können. Die Bewältigung dieser Krisen ist Thema des dritten Kapitels.

 Eine steigende Zahl junger Menschen erleben nach Studium und oft herausragender Qualifikation Ende ihrer 20iger Lebensjahre die Quarter-Life-Crisis, in der sie häufig ihren Beruf und ihre Beziehung in Frage stellen und versuchen, aus ihrem gerade etablierten Leben auszubrechen. Es ist eine Art, um mehr als ein Jahrzehnt vorgezogene Mid-Life Crisis, die im Extremfall oft Männer zwischen dem 45. Und 55-zigsten Lebensjahr dazu veranlasst, Frau und Kinder zu verlassen und ihr zur Routine gewordenes Leben völlig neu umzukrempeln.

Oft zeitgleich mit den Wechseljahren, die vorwiegend bei Frauen durch hormonelle Veränderungen häufig zu vielfältigen Beschwerden und Erschöpfungszuständen führen, durchleben Mütter aber auch Väter das Empty-Nest Syndrom. Aus Kindern sind Erwachsene geworden, die ihr „Nest“ verlassen und ihre Eltern allein „zurücklassen“, für diese oft eine sehr schmerzliche Lebensphase.

Besonders für Männer, aber auch für Frauen, ist der Übergang in die Rentenzeit eine schwierige Zeit. Im Empty-Desk Syndrom durchleben sie eine Übergangzeit vom Schreibtisch in die dauernde Freizeit, von Kompetenz und oft auch Machtausübung in die scheinbare Bedeutungslosigkeit. Diese schwierige Zeit muss gestaltet werden, damit sich nicht depressive Verstimmungen, Krankheiten und Erschöpfungszustände entwickeln.

Nach Scheidung und Trennung vom Lebenspartner und oft noch ausgeprägter nach Tod und Verlust des Partners, von Kindern, Eltern und engen Verwandten durchleben wir alle schwere Krisen, die bewältigt werden müssen.

Jede Krise braucht spezielle Antworten und Bewältigungsstrategien, die im dritten Kapitel behandelt werden. Besonders Trennung, Scheidung und der Verlust eines geliebten Menschen stellt unser Leben oft auf den Kopf und fordert häufig Umdenken und Neuorientierung. Wege zu Bewältigung der einzelnen Krisen müssen individuell gestaltet werden; die Strategien dazu sind jedoch sehr ähnlich.

 

Dabei geht es nicht nur um die Bewältigung verschiedener Krisen und schwieriger Phasen, die wir dabei durchleben, sondern auch um Fragen nach dem Sinn des Lebens, die sich häufig in einer schweren Krise ergeben. Im 4.Kapitel geht es darum um die Sinnfrage: Welchen Sinn hat mein Leben (noch)? Was habe ich in meinem Leben erreicht? Was will ich in meinem Leben (noch) erreichen? Wie gehe ich mit der Endlichkeit meines Lebens um, mit meinem Sterben? Viele Krisen sind auch Sinnkrisen und so können wir diesen Fragen nicht ausweichen. Je nach Glauben und Weltanschauung werden die Antworten des Einzelnen sehr unterschiedlich ausfallen. Aber die Sehnsucht und die Hoffnung verbinden die meisten Menschen miteinander, unabhängig davon, ob sie religiös, auf der Suche oder nicht religiös sind.

Ergänzt wird dieses Buch durch viele (anonymisierte) Fallbeispiele meiner Patienten aus der Praxis. Sie verdeutlichen Krisen, Krankheiten und Erschöpfungszustände, die Menschen durchleben und vor denen keiner verschont bleibt. Ich haben in den vielen Jahren meiner ärztlichen Tätigkeit von meinen Patienten viel gelernt. Ihre Krankheiten, Krisen und Schicksale haben mich sensibilisiert für das Wesentliche im Leben. Sie haben mich im Bemühen, dem Einzelnen immer mehr gerecht zu werden, wachsen lassen. Sie führten mich aber auch zu der Erkenntnis, dass die Sehnsucht nach Liebe, Gemeinschaft und Solidarität uns alle mit einander verbindet.

 

 

DIE GROSSE ERSCHÖPFUNG – NEUE WEGE GEHEN (2)
 
Wir müssen unser Leben ändern, um unsere Erschöpfung zu überwinden! Mehr Achtsamkeit, Entschleunigung und positive Denken führen uns aus der Erschöpfung. Eine wichtige Etappe auf diesem oft mühsamen Weg ist ein gesunder Life-Style. Eine gesunde Ernährung, (mehr) Bewegung, Sport und ein gesunder Schlaf machen uns nicht nur körperlich fit, sondern sind auch wichtig für unsere seelische Verfassung. Sie helfen uns, Stress zu bewältigen und sind auch wichtig in der Überwindung von Angst und Depression. Positives Denken beginnt mit der Vermeidung negativer Gedanken. Dies ist ein Lernprozess. Immer wenn sich negativen Gedanken einschleichen, versuche positive Aspekte zu finden. Eine abgesagte Verabredung ist nicht ärgerlich, sondern gibt geschenkte Zeit, die ich frei gestalten kann. Eine Trennung von einem Partner mag schmerzlich sein, gibt aber auch neue Entwicklungschancen. Menschen, die das Leben leichtnehmen, unbekümmert und fröhlich wirken, scheinen es leichter zu haben! Aber nicht jedem ist diese Leichtigkeit gegeben. In jeder schwierigen Situation, in jeder ärgerlichen Begegnung und in jeder verpassten Chance einen positiven Aspekt zu erkennen! Positives Denken verhindert Spannungen und Verspannungen, verhindert einen ungesunden Puls und einen Blutdruckanstieg und hilft uns gegen unnötigen Stress. Lächle, wenn Du in einen Raum oder etwa eine S-Bahn eintrittst! Das macht Dich zufriedener und einer lächelt bestimmt zurück!
 
 

Reaktorbrand in der Ukrainerin: Jodprophylaxe?

 

Ein russischer Angriff auf ein Atomkraftwerk in der Ukraine hat zu einem Brand auf dem Gelände geführt. Der Reaktor selbst wurde nicht getroffen. Daher kam es nicht zu einer Freisetzung von Radioaktivität. Seither werde ich fast täglich gefragt, ob eine prophylaktische Einnahme von Jodtabletten sinnvoll ist.
Hintergrund ist der Reaktorunfall in Tschernobyl, bei dem es zur Freisetzung von radioaktiven Jod kam und in der Folge besonders Kinder und Jugendliche Schilddrüsenkrebs entwickelten. Durch Einnahme von hochdosierten Jod-Tabletten kann der Jodtransporter der Schilddrüse blockiert werden und damit auch die Aufnahme von radioaktiven Jod. 
Verglichen mit der Jodtherapie von Schilddrüsenerkrankung mit Iodid oder Schilddrüsenhormon-Iodid- Tabletten ist die notwendige Joddosis zu einer Blockierung der Aufnahme radioaktiven Jods nach Freisetzung aus einem Atomkraftwerk 500-1000 fach höher – statt Mikrogramm werden Milligramm benötigt.
Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt eine solche Jod-Blockade nur bei Kindern, Jugendlichen, bei Schwangeren und bei Erwachsenen bis zum 45. Lebensjahr.
Eine vorbeugende Einnahme ist nicht sinnvoll. Erst bei einer bestätigten Freisetzung von Radioaktivität sollte durch hochdosierte Iodid-Einnahme die Schilddrüse blockiert werden. Nähere Einzelheiten zu einzelnen Schilddrüsenerkrankung erhalten Sie  im nächsten Beitrag.

 

 

HOCHDOSIS- JOD NACH REAKTORUNFALL BEI HASHIMOTO-THYREOIDITIS, MORBUS BASEDOW ODER SCHILDDRÜSENKNOTEN/ KNOTENKROPF


Durch eine zu große Jodaufnahme kann es bei einer HASHIMOTO-THYREOIDITIS zu einer Aktivierung der Erkrankung und zu einer weiterer Zerstörung der Schilddrüse kommen.
Bei einem MORBUS BASEDOW kann es zu einer erheblichen Verschlechterung des Krankheitsbildes mit schwerer Überfunktion kommen, die mit Medikamenten kaum zu stoppen ist. Im Extremfall kann sich eine lebensbedrohliche Überfunktion, eine thyreotoxische Krise entwickeln, bei der es zu schweren Herzrhythmusstörungen, hohen Temperaturen, Austrocknung, Bewusstseinsverlust bis zum Koma kommen kann. Nur eine Notoperation kann dann noch retten.

Viele Patienten fragen nach der Lugol´schen Lösung, einer hochdosierten Jodlösung, die gelegentlich unmittelbar vor einer Basedow- Operation zur Blockierung der Schilddrüse verabreicht wird. Sie ist aber nicht als Jodblocker nach Reaktorunfall bei einem Morbus Basedow geeignet.
Auch bei SCHILDDRÜSENKNOTEN bzw. einem Knotenkropf, besonders bei der autonomen Knotenstruma, kann es durch hochdosierte Jod- Einnahme zu einer schweren Überfunktion der Schilddrüse kommen. Diese kann gerade bei älteren Menschen zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen. Zusammenfassend kann vor einer eigenständigen Einnahme hochdosierter Jod- Präparate bei Schilddrüsenerkrankungen nur gewarnt werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Grundsätzlich werden Befunde und Laboruntersuchungen in der Praxis selbst erhoben bzw. veranlasst.

Befunde, die von anderen Ärzten erhoben wurden, sollten auch von diesen beurteilt werden.

 

Insbesondere Ultraschallbefunde können in der Regel nur an Originalbildern und nicht an Fotoausdrucken beurteilt werden, da die Fotos bzw. Kopien nur eine Auswahl aller gespeicherten Bilder darstellen.

 

Ausnahmen für die Vorlage alter Befunde  sind die Weiterführung der Diagnostik oder die Übernahme der weiteren Behandlung bzw. Betreuung. Auch in diesen Fällen ist meist eine detailierter Diagnostik erforderlich.

 

 

 

 

 

 

Prof Dr. med.

K.-M. Derwahl

Internist, Endokrinologe und Diabetologe

 

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